Auf unsere Geschichte sind wir stolz - 140 Jahre Plauer Segler-Verein
Nur eine Notiz in der Plauer Zeitung ist uns als Hinweis auf die Gründung des PSV am 5. Mai 1884 überliefert. Angefangen hat alles in der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwunges nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Eine größere Zahl von Plauer Bürgerinnen und Bürgern kam durch Fleiß, Erfindungsreichtum und Initiative zu bescheidenem Wohlstand und suchte Spaß und Erholung in ihrer Freizeit. Die Eigner und Mannschaften der damals auf der Mecklenburger Seenplatte gewerblich genutzten Fischerboote und Lastensegler hatten natürlich - wie wir heute auch - den Ehrgeiz gehabt, immer das schnellste Boot zu besitzen. So konnte es nicht ausbleiben, dass an arbeitsfreien Tagen Wettsegeln mit diesen Booten betrieben wurde.
Auch das Bootsbauerhandwerk hatte einen Aufschwung erlebt. Damit wurde die Konstruktion und Fertigung schneller sportlicher Segelboote für die Freizeit befördert. Die landschaftlichen Reize des Plauer Sees und seine natürliche Eignung für den Segelsport taten ein Übriges. So fanden sich also bald in der Stadt Plau und Umgebung etliche Bürger, die ihre sportlichen Jachten am Plauer See stationierten, um damit unkompliziert Segelsport betreiben zu können.
Frühzeitig zeigte sich auch, dass ein separater Sportboothafen für die Sicherheit der Boote und ein Verein für Geselligkeit und die Organisation gemeinsamer Erholung und segelsportlicher Wettkämpfe notwendig ist. Lange suchten die Plauer Segler einen Hafen für ihre verstreut liegenden Boote. Als dann den Seglern auf der Mittelwiese gegenüber dem Kalkofen ein Grundstück aus dem Besitz der Stadt Plau gegen eine geringe Nutzungsgebühr überlassen wurde, konnte die Flotte der Vereinsmitglieder in einem eigenen Hafen zusammengeführt werden. Es folgten Jahre beschaulicher segelsportlicher Aktivität bis zum 1.Weltkrieg. Im Jahre 1921 hatten dann die Vereinsmitglieder endlich die Kraft und die Mittel, sich ein gemütliches Vereinshaus mit Winterlagerschuppen für die Boote zu errichten. In dieser schweren Zeit der Inflation und Wirtschaftskrise konnte das nur mit persönlichen Arbeitsleistungen und finanziellen Spenden der Mitglieder geschafft werden. Einweihung für ihr Klubhaus feierten die Plauer Segler am 01.06.1924 unter lebhafter Anteilnahme der Bevölkerung und befreundeter Sportvereine. Diese erste Blütezeit des Plauer Segler- Verein gedieh unter der umsichtigen Leitung des Vereinsvorsitzenden „Käptn“ Heitmann. Die Mitgliederliste enthielt bald mehr als 80 Namen. Damals entstand im Klubhaus des PSV auch das bei vielen Plauer Bürgern und ihren Gästen überaus beliebte Ausflugsziel „Seglerheim“ mit Gaststätte und Fährbetrieb.
Mit Unterstützung der Stadtverwaltung und Zustimmung der Wasserstraßenverwaltung erweiterten die Vereinsmitglieder ihre Sportanlage mit einigen Bootsschuppen an der Müritz - Elde - Wasserstrasse. Die Bedeutung des Plauer See und seines Segelvereins bereits vor 90 Jahren mag man daran erkennen, dass der PSV bereits im Jahre 1926 eine „Bundeswettfahrt des Deutschen Seglerbundes“ auf dem Plauer See ausrichtete. An dieser Veranstaltung des nationalen deutschen Segelsportbundes nahmen Segler aus Vereinen in Berlin, Hamburg, Schwerin, Neustrelitz, Lübz, Malchow teil.
Diese Phase des ersten Aufschwunges endete mit Beginn des zweiten Weltkriegs. Die Sportanlage am Seglerheim blieb von Kriegseinwirkungen weitgehend verschont. In den schweren Nachkriegsjahren wurde sie zeitweilig zur Unterkunft für Flüchtlingsfamilien und durch gärtnerische Nutzung zum Nahrungserwerb zweckentfremdet. Nur ganz langsam entwickelte sich wieder segelsportliche Aktivität. Den Vereinsmitgliedern und besonders dem rührigen Vorsitzenden Gerhard Lohff gelang es schließlich, die staatlichen Organe der neu gegründeten DDR auf die idealen Möglichkeiten des Plauer Sees für die Entwicklung des Segelsportes aufmerksam zu machen. Mit staatlicher Förderung und Überschussgeldern aus staatlichen Lotterien konnten 1951/52 eine Seebrücke für Gastlieger, ein Gemeinschaftsschuppen für Jugendboote und ein Saalanbau am Seglerheim geschaffen werden. Damit war der Plauer Segler-Verein gerüstet für die Ausrichtung großer segelsportlicher Veranstaltungen. Die legendären Mecklenburger Segelwochen waren mit der Beteiligung von mehr als 100 Booten segelsportliche Großereignisse mit überregionaler Bedeutung und Volksfestcharakter. Der Plauer Segler-Verein wurde dadurch in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts Garant für eine Blüte des Segelsports mit nationalen und internationalen Bootsklassen auf dem Plauer See. Untrennbar verbunden ist diese fruchtbare Zeit des Segelsports in Plau mit den Namen hervorragender Segler und selbstloser Organisationstalente. Dafür stehen die Namen Gerhard Lohff, Erich Dumjahn, Heinz Oldenburg, „Toby“ Brunnckow, Henry Möller, Dr. Windick und andere.
Der Verein konnte eigene Segeljollen für die Ausbildung von Jungseglern anschaffen. Die Mitgliederzahlen wuchsen. Aber die Mittel und Kräfte reichten nicht aus, um eine gut organisierte Kinder- und Jugendausbildung zu betreiben. Dramatisch verschlechterte sich auch der Erhaltungszustand der Sportanlagen und des Seglerheimes, bis auch dieses 1974 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Die öffentliche Gaststätte war bereits vorher wegen Sicherheitsproblemen mit dem Fährverkehr geschlossen worden. Ein Teil der Vereinsmitglieder wechselte in die neu entstandene Sektion Segeln bei der Betriebssportgemeinschaft Traktor Klebe und verstärkte dort die Keimzelle des heutigen Plauer Wassersportvereins. Die Ausbildung von Nachwuchsseglern konzentrierte sich nach 1969 in dieser neuen Sportgemeinschaft. Der Plauer Segler-Verein widmete sich fortan dem Regatta- und Fahrtensegelsport mit traditionellen Jollen- und Jollenkreuzerklassen.
Heute wird der Plauer Segler-Verein von 58 Mitgliedern getragen. Sie sind in mehreren Bundesländern beheimatet und überwiegend in handwerklichen und technischen Berufen tätig. Dadurch bestehen gute Voraussetzungen für die Erhaltung der Sportanlagen aus eigenen Arbeitsleistungen. Bei Langfahrten über mehrere Urlaubswochen erreichten einige Segler auf eigenem Kiel sogar schon schwedische Hoheitsgewässer. Der Verein hat sich der Traditionspflege für nationale Jollenkreuzerklassen verschrieben. Dafür bietet die Bootsschuppenanlage unverzichtbar günstige Voraussetzungen.
Heute gehören zur Vereinsflotte 30 Jollenkreuzer, vorwiegend in Holzbauweise, sechs Kielboote, zehn Jollen, ein sehr sportliches Doppelrumpfboot und ein Kutter. Wenige Motorboote sichern den Wettfahrtbetrieb. Sehr erfolgreich waren die Regattasegler des PSV in den letzten Jahren auch bei Wettfahrten der befreundeten Vereine an den Mecklenburger Oberseen.